Charter 22 gUG eröffnete ihre erste ausländische Zweigniederlassung in Bulgarien, in der Stadt Kyustendil, wo die Gründerin der Charter 22 geboren wurde. Obwohl sie verließ Bulgarien vor 13 Jahren aus politischen Gründen, blieb die Stadt und ihre Menschen tief in ihrem Herzen. Mit der Eröffnung der Zweigniederlassung der Charter 22 leistet sie durch Menschenrechtenbildung, Berufsausbildung, Mentoring, Coaching und Förderung der Zusammenarbeit zwischen Menschen von Bulgarien und Deutschland ihren eigenen Beitrag zur innovativen, sozialgerechten und nachhaltigen Weiterentwicklung der antiken, grünen, schönen und geschichtsträchtigen europäischen Stadt Kyustendil, die in den vergangenen 8.000 Jahren ständig bewohnt gewesen ist.
Menschen in Bulgarien fühlen sich lange Zeit schon von der Welt und insbesondere von Europa vergessen.
Jedoch ist Bulgarien einer der ältesten Staaten in Europa. Am 9. August 681 wurde das Land am sechsten ökumenischen Konzil in Konstantinopel zum ersten Mal als Staat erwähnt.
Bulgarien ist auch das einzige Staat, was in all diesen Jahrhunderten seinen Namen nicht geändert hat.
Die bulgarische Sprache (български език) ist eine der ältesten dokumentierten slawischen Sprachen, da sie seit ca. 1000 Jahren als Schrift-, Amts-, Sakral- und Literatursprache existiert. Genauso alt ist die Geschichte der bulgarischen Literatur. Am Anfang des 10. Jahrhunderts erlebte Bulgarien seine Blüte und beeinflusste mit seinem Schrifttum und seiner Literatur maßgeblich etliche damalige europäische Völker.
Bulgarien ist noch das einzelne Land, das seine Juden gerettet hat. Als die bulgarische Regierung im März 1943 jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen deportieren lassen wollte, solidarisierten sich viele bulgarische Intellektuelle vorbildlich entschlossen, mutig und öffentlich mit ihren jüdischen Mitbürgern und verweigerten erfolgreich deren Auslieferung. Diese einzigartige, aber bedauerlicherweise wenig bekannte im Westeuropa Geschichte ist in dem ausgezeichneten Band „Der Mann, der Hitler stoppte. Dimitar Peshev und die Rettung der bulgarischen Juden“ zu erfahren. Geboren in der Stadt Kyustendil, promovierter Jurist, geschätzter Rechtsanwalt und überzeugter Demokrat, Dimitar Peshev bekam danach ein Mann, der wie Millionen andere Opfer der menschenverachtenden totalitären Regime im Osteuropa, wie das „Schwarzbuch des Kommunismus“ belegte. Nach seinem Ende in den Ländern des Osteuropas traten aber gravierende Veränderungen in der Gedächtniskultur ein. Befreit vom ideologischen Kanon, wurde das Gedächtnis von Menschen pluralisiert und demokratisiert. Sie befreiten sich von ihrer Ohnmacht und versuchen immer wieder bis heute in der Wahrheit zu leben, wie Havel uns belehrte.